Darauf sah ich von Norden eine Wolke herauf ziehen.

Sie dehnte sich aus bis zu den Schatten - bar jeder Freude und allen Glücks.

Die Sonne berührte sie nicht. Zeigte sich ihr nicht.

Voller böswilliger Geister war sie.

Die schweiften da und dort herum,
den Menschen Fallen zu stellen.

Und ließen besagten Mann erröten.

Und ich hörte die alte Schlange zu sich sagen:

„Bereite meine Streitkraft vor auf Vorgefechte.
Bekämpfe meine Gegner, so sehr ich kann.“

Und ihr Mund erbrach Abschaum unter die Menschen,
voll von Widerwärtigem, Fehlern und Falschheit,
blähte sie auf mit noch größerem Hohn, und sprach:

„Wach!*

Die sich wegen ihrer leuchtenden Werke Sonnen nennen,
will ich im Schatten schändlich, nachtfinster und abscheulich machen.“

Und stieß hässlichen Nebel auf.
Der bedeckte die Welt wie schwarzer Rauch.

Ließ daraus lautes Geschrei los und redete:

„Kein Mensch würde einen fernen Gott anbeten,
den er weder sieht noch kennt.

Was ist, was der Mensch verehrt, was er nicht kennt?“

 

Und im Nebel sah ich verschiedene Unarten in ihren Bildern.
Und s
ieben davon sah ich folgender Weise:

Hildegard von Bingen - LVM I

*Auch im Original mittelhochdeutsch. Der Rest ist Latein.