Seit 1990 beschäftigt uns Hildegard von Bingen.
Seit 1998 führen wir zu Leben und Werk.
Seit 2003 tragen wir die Spielgemeinschaft zu Bingensis Leben und Werk.

1152 – 1165 – 2015 'Ordo Virtutum - Tanz der Kräfte'
850 Jahre Tradition der Hildegard von Bingen am Standort Eibingen
Große historische Umbrüche, wirtschaftliche wie gesellschaftliche Grenzen und Konflikte, stetes Ringen um Ämter, Rechte und Anerkennung
- 1152 hatte es für Frauen im Rheintal in sich.
Seit der ersten Jahrtausendwende durch salische Erbfolge von weltlichen Titeln und Erbrechten ausgeschlossen, waren Frauenklöster und spirituelle Gemeinschaften Oasen der Selbstbestimmung im Reich. Die kulturelle Blüte der Romanik und das begleitende Bevölkerungswachstum kamen an Grenzen. Die Stauferzeit prägten tiefe Umbrüche, große Wanderbewegungen und aufbrechende Konflikte zwischen Kirche und Staat. Aufblühende Städte und Universitäten stellten vieles in Frage. Die Aufwertung der Ehe gefährdete die Stellung der Ordensfrauen. Zur gleichen Zeit unternahm Friedrich Barbarossa als gewählter König mit seinem Gefolge den zeremoniellen Ritt um sein Land, sich huldigen zu lassen, sein Reich in Besitz zu nehmen.
Zehn Jahre zuvor hatte Hildegard von Bingen die Niederschrift des ersten Visionswerkes 'Scivias' begonnen, war fünf Jahre zuvor mit ihrem Frauenkonvent vom Disibodenberg ausgezogen auf den Rupertsberg und hatte dort lange in ungesicherten Verhältnissen gelebt.
Vor kurzem war ihre Vertraute Richardis von Stade von Bewaffneten abgeholt und Äbtissin im norddeutschen Bassum geworden, ein herber persönlicher Verlust.
1152
entstand nun, vermutlich zur Weihe der Rupertsberger Kirche, in Reaktion auf alle dies und als Zusammenfassung zentraler Aussagen und Inhalte für den eigenen Konvent der Ordo Virtutum, ein Singspiel in Musik und Wort. Das Stück erzählt den Kampf von Gut und Böse um die Seele des Menschen.
Gleich dem königlichen Hofgefolge Barbarossas, den Orden der Kreuzfahrer, den anmutigen höfischen Reigen und Tugendspielen des Minnesangs erlaubt Hildegard ihrem Konvent, in den Virtutes, Kräften, so anmutige Königstöchter wie machtvolle Kämpferinnen zu verkörpern. Die Handlung verarbeitet das Motiv des Engelssturzes, die Versuchung der Seele, den Verlust der Richardis. Das Element der Heilkunde klingt an, das Hildegard in ihrer folgenden Naturkunde begleiten wird.
1165
Nach den bürgerkriegsähnlichen Umständen einer staufischen Strafaktion vertiefte sich Bingensis Blick auf Kräfte und Schwächen. Unter kaiserlichem wie bischöflichem Schutz blieb der Rupertsberg von Plünderung verschont. Die aufgelassene Klostergründung der Marka von Rüdesheim gelangte in Hildegards Wirkungsbereich.
Die Tradition der Hildegard von Bingen in Eibingen begann.
2015
Nach 850 Jahren und einem Dutzend Spielen zeigt die Spielgemeinschaft zu Leben und Werk der Hildegard von Bingen in diesem Jahr einen besonders festlichen Ordo Virtutum als 'Tanz der Kräfte'. Die Kooperation mit den Schultheaterprojekten des Internats Hansenberg und des Rheingau-Gymnasiums Geisenheim, mit Gesangsstimmen aus Wiesbaden aus dem Rheingau stellt regionale und Zeitbezüge her, belebt das historische Spiel durch charaktervolle Darstellung, immensen Einsatz und überwältigende Spielfreude.
Allen Beteiligten, Unterstützenden und ihren Familien gilt unser Dank!
Seit Sommer 2014 konzeptionell vorbereitet, ergaben die bewährte Verbindung aus Szene und Lied, die Erweiterung des Spielansatzes um mittelalterliche Kampfkunst, die Perspektive des 'Ordo' als Schnittstelle zwischen 'Scivias' und 'Buch der Lebensverdienste' überraschende Einblicke. In der Workshop-Arbeit ähnelten sich überraschend Begriffe und Übungen aus Hildegards Weltsicht, Gregorianik und mittelalterlichem Schwertkampf und ergänzten sich sinnvoll.
Folgerichtig verwendet das Spiel 'virgae' als zentrales Requisit. Gezogene Pilgerstäbe aus Kastanienholz, im Wortstamm, 'virgines', jungen Frauen, und 'virtutes', Kräften, verwandt.
Sie waren erste Ausbildungsgeräte für Knappen und Pagen und durchaus geeignet, Wölfe wie Wegelagerer abzuwehren, und Gefährtenschaften zu beschützen.
Die musikalische Leitung übernahm Franz-Josef Oestemer als Spezialist für Gregorianik.
Die szenische Beratung erfolgte durch Christian Eckert, Spezialist für antiken wie mittelalterlichen Kampf.
Choreographie: Bharathi Avireddy
Theaterpädagogische Begleitung: Robert Seiler
Textarbeit, Produktion und Spielleitung: Bettina Gies
Es singen:
Caroline Delbasteh
Freya Gerhard
Jutta Gerhard
Nadine Mai
Astrid Scheldt
Ulrike Scheldt
Ulrike Stryck-Hartmann
Es spielen:
Bharathi Avireddy
Andrea Edel
Emely Freimuth
Bettina Gies
Natalie Herrlich
Paula Jansen
Annika Simon
Elisabetha Ramirez Sonntag
Nora Schwedler
Antonia Tolo
Nepomuk Acker
Niklas Neek
Christian Seida
Robert Seiler
Mit freundlicher Unterstützung der Pfarrgemeinden Heilig Kreuz Rheingau – Eibingen und Geisenheim und der Bürgerstiftung Unser Land! Rheingau und Taunus
Aufführungen:
Mittwoch, 16. September 2015, 19:30 Uhr. Vorabend des Hildegardistages.
Sonntag, 20. September 2015, 15:30 Uhr. Wallfahrtskirche St. Hildegard, Eibingen
Der Eintritt ist frei. Eine Spende wird erbeten. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Bingensis' Singspiel von 1152 erzählt von der menschlichen Seele zwischen Kraft und Versuchung.
Virtus, Tugend, Taugen, für das Mittelalter zentraler Begriff, verbindet sich darin mit dem Begriff vis, Lebenskraft.
Der rahmengebende Begriff ordo beschreibt, dem griechischen 'Kosmos' vergleichbar, die Ordnung der Welt.
Ihrer Elemente und Menschengemeinschaft.
Im zeitlichen Kontext beschreibt er Orden und Ordnungen der Mönche, Ritter und Gefolgschaften,
Tanz- wie Schlachtordnungen.
Das Spiel erzählt die Heimkehr der Kräfte, die Berufung der Seele, deren Einkleidung und Ermächtigung.
Ihren Zweifel und ihre Versuchung.
Der Entführung durch den Versucher begegnet die Zusammenkunft, Ordnung und Aufstellung der Kräfte als innerer wie äußerer Prozess;
begründet und geleitet von Humilitas, Demut im Sinne geerdeter 'Bodenhaftung',
zentralem Begriff Hildegard von Bingens wie der gesamten benediktinischen Spiritualität.
In Chor und Einzelstimmen antworten die Kräfte dem Ruf der Humilitas, bilden so den 'Ordo Virtutum', die Ordnung der Kräfte.
Finden 'Symphonia', Einklang und harmonischen Zusammenklang.
Als die Seele mit Spuren von Mißbrauch um Heilung und Aufnahme bittet,
verteidigt der Kreis der Kräfte sie gegen die Nachstellung, bindet den Versucher und wirft ihn - für dieses Mal - zur Tür hinaus.
Die diesjährige Produktion erkundet den Ordo Virtutum in der Perspektive des Gesamtwerks, zwischen Scivias Domini,
Heilkunde und Liber Vitae Meritorum, Buch der Lebensverdienste.
Eine Produktion der Spielgemeinschaft von Schola - Gesellschaft für Geschichte und Brauchtum im Rheintal g. UG.
In Kooperation mit der Schultheaterarbeit des Internat Schloss Hansenberg und des Rheingau-Gymnasiums, Geisenheim.
Musikalische Leitung: Franz-Josef Oestemer
Choreographie: Bharathi Avireddy
Theaterpädagogik: Robert Seiler
Szenische Beratung: Christian Eckert
Textarbeit, Produktion und Spielleitung: Bettina Gies
Mittwoch, 16. September 2015, 19:30 Uhr. Vorabend des Hildegardistages.
Sonntag, 20. September 2015, 15:30 Uhr.
Wallfahrtskirche St. Hildegard, Eibingen
Der Eintritt ist frei. Eine Spende wird erbeten. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

PRINCIPIUM - Leitbild
Wir handeln im geistigen Raum.
Wir achten den Charakter spezifischer Orte,
ihre Grenzen, Regeln und Überlieferungen.
Wir achten und pflegen die geistige Tiefe und Würde,
zeitlose Bedeutung und spirituelle Dimension
im Werk der Hildegard von Bingen und verwandter Werke.
Wir achten deren Sicht und Aussage,
in Sorgfalt und Anspruch, Achtsamkeit und Augenmaß.
PROPOSITUM - Anliegen und Aufgabe
Ansatz, Aufgabe und Gegenstand bedürfen hoher Qualität und Sorgfalt in Entwicklung, Konzeption und Ausführung.
Wir arbeiten handwerklich, mit Augenmaß, kaufmännisch behutsam, wirtschaftlich und gesellschaftlich nachhaltig,
verantwortlich gegenüber Mitwelt und Schöpfung.
Wir arbeiten transparent, legen wirtschaftlich wie inhaltlich Rechenschaft ab.
Wir übernehmen Verantwortung gegenüber Beteiligten vor Ort.
Wir schließen Ausbeutung und Überforderung aus.
Wir verstehen uns als Handwerker im Dienste unserer Aufgaben.
DONUM - Schenken und Nutzen
Unsere Arbeit dient Gemeinschaften und Gemeinwesen.
Wir sind offen für Meinungen und Dialog, halten unsere Arbeit transparent,
achten auf konstruktives kulturelles Miteinander.
Wir achten auf den Mehrwert unserer Arbeit.
Wir geben Wissen und Erkenntnis weiter, schulen und begleiten.
Überschüsse dienen der gemeinnützigen Aufgabe und Arbeit.
PENSUM - Üben, Einüben, Ausüben
Unsere Arbeit braucht gute Schulung, Rücksicht und Aussprache.
Wir üben, prüfen und entwickeln unseren Ausdruck, unsere Fähigkeiten, Einfühlung und Anschauungen.
Wir begeben uns in die notwendige Disziplin und Klarheit.
Wir schaffen einfache und wirksame Wege, unsere Arbeit, ihre Gemeinschaft und deren Fähigkeiten
zu pflegen, zu entwickeln und zu erhalten.
Wir bilden inhaltlich, technisch und darstellerisch aus und weiter, geben Gelegenheit zu geistiger Vertiefung,
achten auf Nachhaltigkeit und Langfristigkeit.
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